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14.05.23 –
Das Verbieten des Radfahrens entgegen der Einbahnrichtung in der Frankfurter Straße mag wie eine Kleinigkeit erscheinen, ist aber mehr als ärgerlich. Anstatt Kilianstädten und Schöneck fahrradfreundlicher zu gestalten, um Menschen, die sich innerorts umweltfreundlich fortbewegen wollen, auf das Fahrrad zu locken, wurde nun eine nur kleine Errungenschaft wieder zurückgedreht.
Ich kritisiere dabei deutlich den Ortsbeirat Kilianstädten, der in einer Sitzung diese Empfehlung aufgrund eines „permanent extrem hohen Gefahrenpotentials durch Fahrradfahren“ ausgesprochen hatte. Es ist schon erstaunlich, wieviel zweifelhafte Aussagen man in so einen kurzen Satz packen kann. „Permanent“ suggeriert dort eine Verkehrsstärke, die einfach nicht der Realität entspricht, sonst hätten wir mit dem Bau der Umgehungsstraße auch irgendwie etwas falsch gemacht. Und es wird nicht einfach ein Gefahrenpotential attestiert, dieses ist auch nicht nur einfach hoch, sondern „extrem hoch“. Und schließlich wird noch ganz klar das „Fahrradfahren“ als schuldig an der Situation ausgemacht. Als ob (alle) Radfahrenden dort mit Höchstgeschwindigkeit den Berg hochrasen und mit ebensolcher Geschwindigkeit auf den Bürgersteig ausweichen würden, um dort Fußgänger*innen über den Haufen zu fahren.
Es ist keine Frage, dass es Menschen gibt, die sich rücksichtslos verhalten, auch in der Frankfurter Straße: Manche fahren Fahrrad, manche fahren Auto, manche gehen zu Fuß. Es ist nun nicht auszuschließen, dass die Sperrung sich als kontraproduktiv erweist, weil Radfahrende, die den kürzesten Weg zurücklegen wollen, nun den ganzen Weg auf dem Bürgersteig zurücklegen – was ich nicht gut finde, um das deutlich zu machen. Das Konfliktpotential nimmt dadurch aber zu.
Deshalb schlug das von einem Fachplanungsbüro erstellte Radverkehrskonzept auch vor, auf der Frankfurter Straße Markierungen anzubringen, die alle Verkehrsteilnehmenden daran erinnern, dass in beide Richtungen mit dem Fahrrad gefahren werden kann. Zusätzlich hätten auch noch Hinweise angebracht werden können, die zu gegenseitiger Rücksichtnahme auffordern. Solche Planungsbüros kennen die Konfliktpotentiale von vielen Orten und haben dafür die richtigen Instrumente in ihrem Werkzeugkasten.
Leider hat der Ortsbeirat Kilianstädten diese Expertise nicht berücksichtigt. Überhaupt ist es bedauerlich, dass der Ortsbeirat das Thema Radverkehrskonzept seit dessen Vorlage im Herbst 2021 – anders als z.B. der Ortsbeirat Büdesheim – noch kein einziges Mal auf die Tagesordnung gesetzt hatte, um über eine Priorisierung der Kilianstädten betreffenden Maßnahmen zu beraten. Im Radverkehrskonzept sind ca. 150 Verbesserungsvorschläge aufgeführt, die zu einem großen Teil auch Kilianstädten helfen könnten. Man kann daraus schließen, dass der Ortsbeirat in Kilianstädten für den Radverkehr bereits alles super findet oder es ihm egal ist. Oder noch schlimmer: Dass man Radfahrende als störend für den Autoverkehr empfindet.
Wir erinnern uns: Vor Einführung der Einbahnregelung gab es das „Risiko“ von Begegnungsverkehr, nicht nur zwischen Rad- und Autofahrenden, sondern auch zwischen Autofahrenden. Zwar war das Risiko reduziert durch die Pförtnerampel, aber nicht ganz auszuschließen. Durch gegenseitige Rücksichtnahme und Kommunikation der Verkehrsteilnehmenden konnten die Situationen gelöst werden. Der Platz ist derselbe geblieben und dennoch sollen plötzlich Auto (oder Bus) und Fahrrad nicht mehr aneinander vorbeikommen?!
Entscheiden musste die Regelung am Ende die Bürgermeisterin als zuständige „Straßenverkehrsbehörde“. Ihr mag ich dabei kaum einen Vorwurf machen. Zwar ist der Ortsbeirat in dieser Angelegenheit nicht entscheidungsbefugt, aber wenn dieser unsinnige Vorschlag von einem demokratisch gewählten Gremium legitimiert wird, dann ist es natürlich schwierig, diesen zu ignorieren.
Die Entscheidung passt aber leider ins Bild des politischen Handelns in Schöneck. Darüber haben wir mehrfach berichtet. Wer mag, kann die Chronologie in der Geschichte „Wie man die Umsetzung eines Radverkehrskonzepts ausbremst“ hier nachlesen.
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