Rechenzentrum: Dritter Akt eines Trauerspiels

Am Montag fand im Ausschuss für Bauen, Umwelt, Verkehr, Energie und Klimaschutz der dritte Akt des Trauerspiels um das Projekt Schönecker Rechenzentrum statt. Ein Trauerspiel in mehrerlei Hinsicht:

  1. Bruch mit bewährten demokratischen Gepflogenheiten: Nachdem im Dezember bei der Fassung des Verkaufsbeschlusses die Öffentlichkeit noch gänzlich ausgeschlossen war, war sie in der Ausschusssitzung immerhin zugelassen. Ein Novum war jedoch, dass erstmals in meiner Zeit als Gemeindevertreter seit 2006 mit einer bewährten Vorgehensweise gebrochen wurde: Den zahlreichen Gästen, darunter ausgewiesene Experten in der Gestaltung nachhaltiger Rechenzentren, wurde vom Vorsitzenden kein Rederecht gewährt. Mein Widerspruch dagegen wurde mit 5 gegen 4 Stimmen von den Ausschussmitgliedern abgelehnt.
  2. Flächenfraß und Energieverschwendung wird fortgesetzt: Der künftige RZ-Betreiber, die Fa. Hetzner, ist bestimmt ein solides Unternehmen, und es ist auch zu begrüßen, dass es noch heimische Unternehmen gibt, die den Wettbewerb mit den „Global players“ im Markt aufnehmen. Doch das etablierte Kühlungskonzept des Unternehmens hat zweifellos zwei entscheidende Schwächen:
    • Zwar wird für den Frischluftkühlungsvorgang selbst wenig Energie aufgewandt, jedoch um den Preis, dass die entstehende Abwärme nicht genutzt wird, sondern die Wärme einfach herausgeblasen wird. Man könnte sagen, dass es sich um eine energieeffiziente Energieverschwendung handelt. Abwärme ist kein Müll, der entsorgt werden, sondern genutzt werden sollte. Das ist deswegen tragisch, da uns allen ja klar sein muss, dass wir uns kurzfristig von unseren fossilen Heizungen trennen müssen. Die Chance, dafür die zwangsläufig entstehende Abwärme eines Rechenzentrums zu nutzen, wird leichtfertig vertan. Wahrscheinlich werden wir viele Heizungen durch Wärmepumpen ersetzen müssen, die auch wieder Strom brauchen, anstatt das Rechenzentrum auch als Heizkraftwerk zu verwenden.
    • Das Luftkühlungskonzept der Fa. Hetzner ist äußerst flächenintensiv: Es kann nur eingeschossig gebaut werden, weil das Dachgeschoss (Pultdach) leere Luft umbaut, die zum Abführen der Warmluft benötigt wird. Bei anderen Konzepten kann der umbaute Raum komplett für Rechnerkapazität verwendet werden, bei zwei Vollgeschossen statt einem Vollgeschoss bräuchte man nach Adam Riese nur die Hälfte der Grundfläche. Und auch in den Serverschränken selbst wird mit Luftkühlung erheblich mehr Raum benötigt als z.B. mit Wasserkühlung. Ich konnte mich davon bei der Besichtigung eines wassergekühlten Rechenzentrums selbst überzeugen. Der Betreiber sprach von Faktor 5 bis 8 weniger Raumbedarf. Die Tendenz ist klar: Durch eine andere Technologie könnte um ein Mehrfaches komprimierter gebaut werden, nur ein Bruchteil der geplanten 13 Hektar wären für die gleiche Leistung nötig.

Jetzt bin ich durch den Besuch eines Rechenzentrums und durch das Anlesen von Wissen natürlich kein Experte für Rechenzentren geworden. Das ist niemand in unserer Verwaltung und der Schönecker Kommunalpolitik. Für uns alle ist es das erste Rechenzentrum. Vor diesem Hintergrund ist es schon mehr als leichtfertig, dass von Politik und Verwaltung explizit kein unabhängiges, externes RZ-Fachwissen in den Entscheidungsprozess einbezogen wurde, keine Alternativen geprüft wurden. Alle Entscheidungen basieren ausschließlich auf dem blinden Vertrauen auf die Angaben des Unternehmens. Und das ist vor dem Hintergrund der Nicht-Vermehrbarkeit von Boden und der Erderhitzung tragisch und fahrlässig.

Die Planunterlagen im Sitzungsinformationssystem der Gemeinde finden Sie hier …, unseren Änderungsantrag hier …

Schöneck, den 28.06.2022, Wolfgang Seifried

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